Per Speeddating durch die Vielfalt der Berufe für Jugendliche

Während rings um die Festhalle in Annaberg-Buchholz gerade die größte Volksfest- und Feiermeile des Jahres – die Annaberger KÄT – aufgebaut wird, werkeln drinnen Mädchen und Jungen der Oberstufenklassen an ihrer beruflichen Zukunft. Fast 200 Oberschüler erleben am Dienstag zur Veranstaltung „MAKERZ MATCH Berufe im Test“ einen ganz anderen Schultag. Sie sind hier, um sich an 13 Stationen in einer Mischung aus Speeddating und Minipraktikum durch die Welt der Berufe zu testen. Die einzelnen Stationen betreuen Unternehmen aus der Region, unter anderem aus den Branchen Metalltechnik, Elektrohandwerk, Pflege und Hotellerie.

„Um zu zeigen, was man in einzelnen Berufen später machen muss, ist diese Veranstaltung für die jungen Leute super. Denn die meisten haben gar keine Vorstellung davon“, sagt Cindy Beck, Regionaldirektorin der Ahorn Hotels in Oberwiesenthal, die gerade drei Jungen dazu anleitet, ein Bett so zu beziehen, dass der Gast sich wohlfühlt. Zehn Minuten haben die Jugendlichen Zeit, unterschiedliche Aufgaben an den einzelnen Stationen umzusetzen. Ein detaillierter Laufzettel leitet sie durch den Parcours, der die gesamte Fläche der Festhalle einnimmt. Bei Daniel Günther, Teamleiter Fertigung bei Lindner Metall, greifen die jungen Leute inzwischen beherzt zu einer Säge und bearbeiten ein Werkstück, das im Schraubstock klemmt. „Bei dieser Aktion erfahren die Jugendlichen in sehr kurzer Zeit, welche Fähigkeiten sie mitbringen müssen“, erklärt er. Bei Leonie Völker sind die Eindrücke der Ausbildung zur Zerspanungsmechanikerin noch frisch, denn sie hat erst vor wenigen Wochen ausgelernt. Wenn sie mit den Schülern spricht, spürt man: Sie hat alles richtig gemacht und ihren Traumjob gefunden: „Ich wollte nie im Büro sitzen, sondern etwas Handwerkliches machen. In meinem Beruf braucht man Geschick mit Werkzeugen und auch das Programmieren macht mir viel Spaß.“

Makerz Match: Berufstester von heute vielleicht Azubis von morgen

MAKERZ MATCH findet im Rahmen des neuen grenzüberschreitenden Projekts "Karriere im Erzgebirge / Krušnohoří – Labora 2.0" statt, in dem für Schülerinnen und Schüler aus Deutschland und Tschechien gemeinsame spannende Aktivitäten zur beruflichen Orientierung organisiert werden. Die Wirtschaftsförderung Erzgebirge GmbH (WFE) fungiert dabei als Lead-Partner und organisiert die Veranstaltung federführend. „Die Schüler sammeln innerhalb von zehn Minuten praktische Erfahrungen und erhalten wertvollen Input zum Thema Ausbildung. Personalverantwortliche, Ausbilder und Auszubildende der Unternehmen betreuen die Tische, an denen Arbeitsplätze für bis zu acht Schüler eingerichtet sind. Das Besondere daran ist, dass wirklich alle Schüler in festen Gruppen jede Station durchlaufen und so auch Berufsfelder ausprobieren, die sie zuvor noch nicht in Betracht gezogen hatten. Da dies ein grenzübergreifendes Projekt ist, begrüßen wir heute auch 25 Jugendliche aus Tschechien“, erklärt Projektmanagerin Sindy Wilde. Und die Unternehmen knüpfen auf diesem Weg Kontakte zu talentierten und motivierten jungen Menschen, die vielleicht in zwei, drei Jahren ihre Auszubildenden sind.

Raus aus der Schule: ein Gewinn für praktische Erfahrungen

Viele Schüler sind heute von ihren Praxisberatern der Schulen begleitet worden. Sie sind oftmals erster Ansprechpartner, wenn es im Schulalltag um Fragen zur beruflichen Zukunft geht. Daniela Schulze ist Praxisberaterin an der Pestalozzi-Oberschule in Annaberg-Buchholz und begrüßt das Format sehr: „Da sich das Berufsleben auch außerhalb der Schule abspielt, gefällt es mir, dass wir für diese Veranstaltung raus aus dem Schulalltag sind. Zudem ist es viel mehr wert, etwas praktisch zu erleben als einen theoretischen Vortrag über Berufe zu hören. Hier durchlaufen die Jugendliche in so kurzer Zeit viele Stationen, von denen auch die Mischung stimmt. Und ich sehe, dass meine Schüler hier viel Spaß am Ausprobieren der Sachen haben.“ Thanaz, eine Buchholzer Schülerin, weiß schon genau was sie möchte: eine Polizeiausbildung machen: „Das ist mein Lieblingsjob, weil ich es mag, anderen zu helfen. Aber bei den Stationen von Pflege und Krankenhaus hat es mir auch gefallen. Mit den elektronischen Sachen kam ich nicht zurecht“, zieht sie ihr persönliches Fazit von diesem besonderen Schultag. Für den Achtklässler Karl aus Scheibenberg war dieser MAKERZ MATCH-Tag dagegen Bestätigung dafür, seine Fertigkeiten bereits gut einzuschätzen: „Ich möchte auf jeden Fall in die handwerkliche Richtung gehen. Was genau es sein soll, weiß ich aber noch nicht. Es ist gut, hier mal so viele Dinge ausprobieren zu können.“ Ob es die Zahntechnik wird? Bei der Frage schaut er eher skeptisch und versucht dennoch geduldig, die Zähne am Gebissmodell weiter zu verdrahten.

Hinweis:

Eine weitere Veranstaltung MAKERZ MATCH Berufe im Test“ findet am 04.06.2024 in der Stadthalle Marienberg statt. Start ist 8:35 Uhr, Ende ca. 14:00 Uhr. Medienvertreter sind herzlich eingeladen, die Veranstaltung zur Berichterstattung zu nutzen. Es werden 140 Schülerinnen und Schüler, darunter 25 aus Tschechien, erwartet. Folgende Firmen beteiligen sich: Hotel Weißes Roß, Scherdel Marienberg GmbH, Kunststofftechnik Weißbach GmbH, Meyer Drehtechnik GmbH, Purkart Systemkomponenten GmbH, Volksbank Mittleres Erzgebirge eG, Sächsischen Dachdeckerhandwerks e.V., Agentur für Arbeit, EU-Info-Center

 

Hintergrund:

Die Veranstaltung fand bereits in der Vergangenheit erfolgreich statt. Sie schließt eine Lücke zwischen den etablierten Veranstaltungen wie „MAKERZ DAY Ausbildungsmesse“ und „MAKERZ WEEK Woche der offenen Unternehmen“. Während bei diesen vor allem Informationen vermittelt werden, steht hier die Praxis im Vordergrund. Das Projekt Karriere im Erzgebirge / Krušnohoří – Labora 2.0. dient der wirtschaftlichen Stärkung der Grenzregion im Hinblick auf die langfristige Sicherung des Fachkräftebedarfs im sächsischen und tschechischen Erzgebirge. Gemeinsam mit dem Projektpartner Okresní hospodářská komora v Chomutově (OHK) bietet die Wirtschaftsförderung Erzgebirge GmbH (WFE) als Leadpartner verschiedene Projektaktivitäten an, welche den Jugendlichen praxisnah die beruflichen Chancen der Region vermitteln sollen.