Greifbare Vision von der H2-Technologie-Region
Unternehmen aus dem Erzgebirge ergreifen die Chancen, die sich für die Entwicklung neuer Produkte und Geschäftsmodelle auf der Basis von Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologien bieten. Wie wichtig der Innovationscluster HZwo und die Wirtschaftsförderung Erzgebirge dafür sind und weshalb seitens der Politik mehr Tempo bei der Förderung gemacht werden muss, erläuterten sie zu einem Pressegespräch am 9. Oktober 2020 in Annaberg-Buchholz.
Wätas-Geschäftsführer Torsten Enders hat eine Vision: 2030 wird das Erzgebirge eine der international bedeutendsten Regionen für die Herstellung von Brennstoffzellenstacks, dem Herzstück von Brennstoffzellensystemen, sein. An seinem Unternehmensstandort in Olbernhau produziert er bereits heute Bipolarplatten als Grundelemente der Stacks. Die Entwicklung erfolgte in enger Zusammenarbeit mit weiteren Firmen der Region sowie Forschungseinrichtungen wie der TU Chemnitz. Sie alle arbeiten gemeinsam im Innovationscluster HZwo daran, in Sachsen komplette Wertschöpfungsketten für Brennstoffzellenkomponenten und -systeme aufzubauen.
Noch hat keiner einen Vorsprung
„Wir glauben an die Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologien, denn damit lassen sich die energetischen Probleme der Welt lösen. Die Technik ermöglicht es, die Wärme des Sommers in den Winter und die Kälte des Winters in den Sommer zu bringen“, spannt Torsten Enders den Bogen zwischen umweltfreundlicher Energieerzeugung, Speicherung und Nutzung. Wätas befasst sich seit 2015 mit dem Thema Wasserstoff und Brennstoffzelle. „Wir stehen hier an einer gemeinsamen Startlinie. Hier besitzt noch keiner einen Vorsprung. Die guten Karten, die Sachsen hier hat, müssen wir ausspielen.“
Staatliche Förderung, damit die Erträge hierbleiben
Für den Hochlauf völlig neuer Technologien wird finanzielle Unterstützung gebraucht. Möglichkeiten sind das Einbringen in Großunternehmen oder aber eine Beteiligung zumeist ausländischer Investoren. Beides wollen die HZwo-Akteure nicht. Sie setzen auf staatliche Förderung, um die Wertschöpfung und die daraus resultierenden Erträge in Sachsen zu halten und mahnen die Politik zur Eile. „In Asien wird dieses Thema ganz anders gepuscht als bei uns. Deshalb müssen wir Geschwindigkeit aufnehmen, Zeit und Geld investieren und uns auch noch mehr auf europäischer Ebene sichtbar machen. Wir haben gute Chancen, zum Hydrogen Valley zu wachsen“, betont Prof. Dr. Thomas von Unwerth, Vorstand HZwo und Institutsleiter Automobilforschung an der TU Chemnitz.
Im Erzgebirge ist regelmäßig Strukturwandel
Von den Chancen möchte auch Frank Schmutzler profitieren. Der Chef der Albert Schmutzler GbR gehört mit seiner Werkzeugbaufirma ebenfalls zum HZwo e. V. und ist Teil der starken Erzgebirgs-Fraktion im Verein, denn fast 30 Prozent der Mitglieder kommen aus der Region. Der Hersteller von Folgeverbundwerkzeugen für die Karosseriefertigung sieht Möglichkeiten, diese komplexe Werkzeugtechnik auch für Brennstoffzellenfahrzeuge zu applizieren und richtet sein Geschäft neben anderen Leistungen langfristig auch darauf aus.
Dieser nach vorn gerichtete Umgang mit Veränderungen ist eine Ur-Eigenschaft der Erzgebirger, betonte der Chef der regionalen Wirtschaftsförderung WfE, Matthias Lißke: „Bei uns ist regelmäßig Strukturwandel.“ Für den Einsatz neuer Wasserstofftechnologien sieht er viel Anwendungspotenzial bei den in der Region ansässigen energieintensiven Betrieben wie Papierfabriken oder Gießereien.