Von Lasergravuren, Cocktails, Ohrabdrücken bis hin zu greisen 14jährigen: die Woche der offenen Unternehmen im Erzgebirgskreis macht Lust auf das Berufsleben

313 Unternehmen laden zur Woche der offenen Unternehmen im Erzgebirgskreis vom 11. bis 16. März ein –so viele wie noch nie. Das sind paradiesische Zustände, um aus der Vielfalt seinen Wunschberuf zu finden  - sagen die einen. Man steht vor der Qual der Wahl – sagen die anderen. Fakt ist: die Broschüre, die in den letzten Tagen den Schülern ausgehändigt wurde, steckt voller interessanter Termine, an denen sie in Firmen, Institutionen und Dienstleistungseinrichtungen schnuppern können. Angesprochen werden mit diesem Premiumangebot der Berufsorientierung wie in den vergangenen 16 Jahren Jugendliche an Oberschulen ab Klasse 7, an Gymnasien ab Klasse 9 sowie Lernförderschüler und Vollzeitschüler an berufsbildenden Schulen. Es ist die größte Aktion zur Bewerbung von Berufsbildern in jedem Jahr – nicht nur der Anzahl der teilnehmenden Unternehmen wegen. Vielmehr hebt sie sich durch ihren praktischen Charakter ab, der den Mädchen und Jungen die Chance bietet, einmal hinter die Türen der Firmen zu schauen und einen echten ersten Einblick in den Wunschberuf zu bekommen. Bis Ende Januar sollten die Schüler ihre Anmeldungen für die Termine in der Schule abgeben.
 
Die Woche der offenen Unternehmen ist die beste Chance für Jugendliche überhaupt, Chefs sowie Mitarbeiter mit Fragen zu löchern. Das Kurhotel Bad Schlema setzt dabei auch auf den Nachwuchs im eigenen Haus, der den Schülern sozusagen auf Augenhöhe von der Ausbildung erzählt. „Wir lassen bei den Veranstaltungen sehr viel von unseren Auszubildenden machen, die von ihren Erfahrungen im ersten Lehrjahr berichten“, erklärt Angela Puschmann, Gastronomiemanagerin in der Kurgesellschaft Bad Schlema mbH. So lernen die Schüler verschiedene Schnitttechniken in der Küche, mixen einen Cocktail und decken den Tisch mit selbst gefalteten Servietten ein. „Wer Lust hat, kann bei einem Praktikum noch mehr erfahren. Auch aus einer Ferienarbeit haben wir schon eine Auszubildende gewonnen.“
 
Die 313 Firmen stellen etwa 170 unterschiedliche Berufsbilder und über 50 praxisnahe Studiengänge vor. Darunter sind unter anderem sowohl ganz klassische Handwerksberufe als auch welche, unter denen man sich als junger Mensch noch nicht zu viel vorstellen kann. So einer ist der Beruf des Hörakustikers, der handwerkliche und technische Fertigkeiten aber auch den Sinn für medizinische Zusammenhänge und den Umgang mit Kunden fordert: „Binnen einer Stunde bieten wir den Gruppen von maximal zehn Schülern ein straffes, interessantes Programm. Wir möchten, dass die jungen Leute Feuer fangen von dem Beruf des Hörakustikers, der so viele Facetten bietet“, so Katrin Seidel, Inhaberin der Hörakustik & Audiotherapie, Stollberg. Die Schüler werden viel Praxis erfahren und beispielsweise ihre Smartphones mit einem Hörsystem koppeln und eine Ohrabformung machen.
 
Die größte Aktion des Jahres zur Berufsorientierung im Erzgebirgskreis deckt nahezu alle Branchen des Erzgebirges ab. „Gerade deshalb sollten Eltern unbedingt ihre Kinder nach dem Heft fragen und diese Chance nutzen, um gemeinsam in Ruhe zuhause die Berufsbilder entsprechend der Neigungen auszusuchen. Wir empfehlen den Jugendlichen sich bei der Wahl vor allem von ihren eigenen Interessen leiten zu lassen“, erklärt Kerstin Hillig, Geschäftsbereichsleiterin Berufs- und Studienorientierung der Wirtschaftsförderung Erzgebirge GmbH, die im Landkreis die Aktion koordiniert. Wer sich beispielsweise für technische Details und Präzision interessiert, kann bei der WTE Präzisionstechnik GmbH in Ehrenfriedersdorf seine Fertigkeiten testen. „Neben einer Firmenpräsentation und einem Rundgang durch unser Unternehmen werden die Schüler in einem Praxisteil einen Schlüsselanhänger fertigen. Dazu werden sie in der Werkstatt eine Bohrung setzen und anschließend den Anhänger mit der gelaserten Gravur ihres Namens individualisieren“, erklärt Marcel Gruner. Dass man heute mehr tun muss als noch vor Jahren, um Jugendliche zu begeistern, ist dem Leiter für Personal und Finanzen bewusst. „Andererseits: Woher sollen die Schüler auch wissen, was ein Zerspanungsmechaniker jeden Tag macht? Hier haben wir die Chance, das Berufsbild im Schnelldurchlauf zu zeigen.“ Schnell durchlaufen wird für jene praktisch unmöglich, die sich für einen Besuchstermin bei den Sozialbetrieben Mittleres Erzgebirge gGmbH anmelden. Im Seniorenzentrum Olbernhau werden die jungen Leute nämlich in die Rolle ihre möglichen Kundschaft schlüpfen: Sie altern binnen Minuten um Jahrzehnte. „Möglich wird diese Alterssimulation über einen speziellen Anzug, den sie anziehen. Sie sehen schlechter, haben weniger Tastgefühl und eine simulierte geringere Muskelmasse, die viele Bewegungsabläufe beschwerlicher macht. So ausgerüstet, müssen sie dann verschiedene Alltagsaufgaben erfüllen und bekommen das Verständnis für Senioren vermittelt“, verrät Richard Walther, Pflegedienstleiter bei den Sozialbetrieben Mittleres Erzgebirge am Standort.
 
Bis Ende Januar haben die Schüler noch Zeit, aus dem umfassenden Angebot ihre individuellen Termine gemeinsam mit den Eltern auszusuchen und per Liste an ihre Schule zu melden. Die zusammengefassten Terminwünsche der Schüler werden Anfang Februar von der Schule gebündelt an die WFE weitergeleitet. Hierauf erfolgt bis Ende Februar die Terminabstimmung mit den teilnehmenden Unternehmen. Rückmeldungen bzw.- Terminbestätigungen erfolgen an die Schulen bis zum 1. März. Die Veranstalter rechnen wieder – wie bereits in den Vorjahren – mit weit über 10.000 Terminbuchungen für die Woche der offenen Unternehmen 2019.