»Vereinbarkeit ist gerade ein täglicher Spagat«
Im Gespräch mit Frau Annett Richter, Personalverantwortliche der Zehnder Pumpen GmbH mit Sitz im erzgebirgischen Grünhain-Beierfeld.
Als Industrieunternehmen und einer der größten Arbeitgeber der Region kümmern Sie sich auch um das Thema „Vereinbarkeit von Beruf und Familie“. Wovon können Arbeitnehmer:innen bei Ihnen profitieren?
Themen rund um das Personal sind wesentlich für die Überlebensfähigkeit des Unternehmens, daher wurde trotz der kleinen Unternehmensgröße eine personalverantwortliche Person bestimmt. Neue Erkenntnisse hinsichtlich des Themas Vereinbarkeit von Familie und Beruf werden immer auf die Praxistauglichkeit geprüft und ggf. auf das eigene Unternehmen übertragen. Vereinbarkeit von Familie und Beruf war bereits vor der Pandemie und der Projektlaufzeit von KaFaSax ein wichtiger Aspekt und demzufolge bereits vorher aufgegriffen. Dies ist ein wesentlicher Gesichtspunkt, unter anderem um als Arbeitgeber:in attraktiv und positiv wahrgenommen zu sein. So sind im Unternehmen Maßnahmen wie zum Beispiel Kinderbetreuungszuschuss, Gleitzeit, Vertrauensarbeitszeiten, Homeoffice, Teilzeit, Jobsharing, Kontakthalteprogramme, Weiterbildungsangebote – um nur einige zu nennen – bereits implementiert.
Vor welchen besonderen Herausforderungen stehen Industrieunternehmen bei der Vereinbarkeit?
Grundsätzlich stehen Unternehmen, die in Schichten tätig sind, immer im Spagat, Vereinbarkeit von Beruf und Familie gelingen zu lassen. Dieser Spagat ist grundsätzlich schwierig und teils auch nicht möglich. Das Unternehmen Zehnder Pumpen hat den großen Vorteil, nur im Zwei-Schicht-System zu arbeiten. Trotz langfristiger Schichtplanung – ebenso ein Aspekt der Vereinbarung von Beruf und Familie – bestehen immer Möglichkeiten, auf kurzfristige Bedürfnisse zu reagieren. So ist es wesentlich, für die Belange der Mitarbeiter:innen ansprechbar zu sein. In diesem Kontext ist die Beschäftigung einer verantwortlichen Person im Personal gerade in unserer Unternehmensgröße etwas Besonderes.
Wie haben Sie Ihre Teilnahme am Projekt KaFaSax erlebt? Wie konnten Sie als Unternehmen davon profitieren?
Die Beteiligung am Projekt Kafasax sensibilisierte uns im Unternehmen noch im Hinblick auf das Thema Vereinbarkeit. In den verschiedenen Veranstaltungen wurden daraus Teilbereiche herausgegriffen. So liegt häufig der Fokus auf Kinderbetreuung, der Bereich um das Thema Pflege wird dagegen meist stiefmütterlich behandelt. Das Projekt führte, auch in den Veranstaltungen, plastisch in das Thema ein. In Summe führten diese Anregung dazu, intern weiter an diesen Themen zu arbeiten.
Vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie sind die Herausforderungen bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie erheblich gestiegen. Wie gestaltet sich das in Ihrem Unternehmen?
Die Situation durch die Corona-Pandemie bringt viele Mitarbeiter:innen an ihre Leistungsgrenzen. Besonders deutlich wird dies aktuell beim Thema Homeoffice. Die Bundesregierung wünscht, dass Mitarbeitende, wo möglich, von Zuhause arbeiten. Gleichzeitig wird der Besuch von Schule und Kita untersagt. Die damit einhergehenden Doppelbelastungen wirken grundsätzlich gegensätzlich zu jahrelangen Bestrebungen, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf in Unternehmen zu optimieren. Insofern ist dieser Spagat eine täglich neu herausfordernde Situation für alle Beteiligten.