„Smart Rail Connectivity Campus“ (SRCC) nimmt deutlich Gestalt an
Mit der feierlichen Einweihung des fertiggestellten nördlichen Kopfbaus am Unteren Bahnhof in Annaberg-Buchholz – einem wesentlichen Teil der Außenstelle der Technischen Universität Chemnitz – und der Unterzeichnung eines Kooperationsvertrages zwischen der TU Chemnitz, der Deutschen Bahn und dem Smart Rail Connectivity Campus e. V. wurde am 3. April 2023 ein wichtiger Meilenstein beim Aufbau des Forschungs-, Entwicklungs- und Erprobungsstandorts zur Automatisierung und Digitalisierung des Schienenverkehrs erreicht. An der Einweihung nahmen der Ministerpräsident des Freistaates Sachsen, Michael Kretschmer, der sächsische Wissenschaftsminister, Sebastian Gemkow, der Oberbürgermeister der Stadt Annaberg-Buchholz, Rolf Schmidt, der Rektor der TU Chemnitz, Prof. Dr. Gerd Strohmeier, sowie weitere Gäste aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik teil.
„Die Eröffnung des sanierten Nordkopfgebäudes am Unteren Bahnhof ist ein wichtiger Schritt, Annaberg-Buchholz als Technologiezentrum für den intelligenten Schienenverkehr zu etablieren. Mit Unterstützung des Freistaates arbeiten die Stadt, die TU Chemnitz und Partner eng zusammen, damit vor Ort dieses Innovationsfeld erforscht, weiterentwickelt und erprobt wird. Smart Rail-Technologie aus Annaberg-Buchholz wird nicht nur die regionale Wirtschaft stärken, sondern auch Mobilität nachhaltiger gestalten“, sagt Michael Kretschmer.
Was mit einer Vision und Projektidee für den Landeswettbewerb „Ab in die Mitte! Die City-Offensive Sachsen“ im Jahr 2017 begann, wird nun nach und nach zur Wirklichkeit. Die Verwandlung des alten und desolaten Gebäudes am Unteren Bahnhof ist nun für alle sicht- und greifbar. Aus der Vorstellung, bald eine universitäre Forschungseinrichtung in Annaberg-Buchholz mit Strahlkraft für die gesamte Region und für hoch qualifizierte Arbeitsplätze zu haben, ist nun Realität geworden. Von der Ansiedlung des SRCC profitieren auch die regionalen Automobilzulieferer, die Maschinen- und Anlagenbauer sowie Unternehmen aus der Digitalisierungsbranche.
Bisher verkehren bereits erste Forschungszüge auf der 25 Kilometer langen Teststrecke zwischen Annaberg-Buchholz und Schwarzenberg, um einzelne Bausteine der Digitalisierung im Bahnverkehr zu erproben. Ziel des SRCC ist es, Europas führendes digitales Testfeld zum intelligenten Schienenverkehr zu werden und ein Netzwerk für Forschung, Entwicklung, Prototyping und Zulassung im Bahnverkehr mit Ausstrahlung auf andere Branchen zu bilden. „Für unsere Region enorm wichtig ist es, der demografischen Entwicklung entgegenzuwirken“, betont OB Rolf Schmidt. „Mehr junge Menschen für unsere Stadt als Lebens- und Arbeitsort zu begeistern und diese bei uns zu halten – so kann Annaberg-Buchholz auch für die Zukunft attraktiv, lebens- und liebenswert gestaltet sowie der Wirtschaft und dem Wachstum Chancen gegeben werden. Ein herzlicher Dank geht an den Freistaat Sachsen, die Bundesministerien für Bildung und Forschung sowie Digitales und Verkehr, an die TU Chemnitz, die DB Netz AG, die Stadträte, alle Partner und Baufirmen, Planer, die Mitarbeiter der Stadtverwaltung und alle anderen Beteiligten! Am Ende geht alles nur miteinander, Hand in Hand und Stück für Stück“, sagt Rolf Schmidt. „Über den ersten geschafften Meilenstein sind wir sehr stolz und können heute alle die Investition, die nicht zuletzt durch entsprechende Fördermöglichkeiten realisierbar war, für die Zukunft sehen. Das Vorhaben ist damit jedoch bei Weitem nicht beendet. Der Mittelbau und auch der südliche Kopfbau warten noch auf ihre Verwandlung und Wiederbelebung. In weiteren Bauabschnitten sollen ein Innovations- und Gründerzentrum und ein ‚Digitales Schulungszentrum‘ der DB Netz AG dazukommen. Hierzu setzen wir ebenfalls weiterhin auf die Unterstützung von Land und Bund sowie den beteiligten Partnern bei der Umsetzung“, so Rolf Schmidt.
„Die TU Chemnitz setzt nicht nur auf den Transfer in die Wirtschaft und Gesellschaft, sondern auch auf den Transfer in die Region und hat sich vor dem Hintergrund bewusst entschieden, mit dem Smart Rail Connectivity Campus eine Außenstelle in Annaberg-Buchholz zu errichten. Dort wird ein starkes regionales Netzwerk Spitzenforschung mit überregionaler bzw. internationaler Strahlkraft betreiben und dabei diverse Megatrends dieser Zeit adressieren. Zugleich wollen wir mit Bildungs- bzw. Weiterbildungsangeboten dem Fachkräftemangel im Freistaat Sachsen, insbesondere im ländlichen Raum, massiv entgegenwirken. Ich danke allen, die dazu beigetragen haben, sehr herzlich, insbesondere dem Freistaat Sachsen, dem Bund sowie der Stadt Annaberg-Buchholz und den weiteren Partnerinnen und Partnern des SRCC“, so Prof. Dr. Gerd Strohmeier. „Die Infrastruktur, die für den SRCC bereits aufgebaut wurde und weiterhin ergänzt wird, bietet den beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der TU Chemnitz sowie unseren Projektpartnerinnen und -partnern aus der Wirtschaft ideale Rahmenbedingungen für die Erforschung der digitalisierten, vernetzten, automatisierten und nachhaltigen Mobilität im Schienenverkehr sowie für einen schnellen Transfer der Forschungsergebnisse in die Praxis“, fügt Prof. Dr. Uwe Götze, Prorektor für Transfer und Weiterbildung der TU Chemnitz, hinzu. „So sollen die angestrebten Innovationen im Sinne des Förderprogramms „WIR! - Wandel durch Innovation in der Region“ auch einen erfolgreichen Wandel im Erzgebirge ermöglichen.“
Den Forschenden der TU Chemnitz stehen künftig vom Erdgeschoss bis zum 2. Obergeschoss des Kopfbaus auf einer Gesamtfläche von etwa 680 Quadratmetern mehrere Büroräume, ein Workshop- und Kreativbereich, ein Common Room sowie ein Serverraum zur Verfügung. Aktuell wurden in diesem Gebäudeteil bereits Arbeitsplätze eingerichtet. Künftig soll neben dem Kopfbau noch eine Forschungshalle errichtet werden.
„Mit der TU Chemnitz hat der Freistaat Sachsen eine sehr forschungsstarke Hochschule in Westsachsen, die bereits eng mit Unternehmen der Region auch darüber hinaus im Bereich Automotiv und Digitalisierung zusammenarbeitet. Mit dem Know-how, das auf dem Smart Rail Connectivity Campus gebündelt wird, sind ganz neue Entwicklungsansätze im Bereich der Schiene und Schienenfahrzeuge möglich und so auch geeignet, neue Standards zu etablieren. Vom Potential des SRCC profitiert nicht nur die Region, sondern ganz Europa“, führt Sebastian Gemkow aus.
Ebenso konnte das Team des Smart Rail Connectivity Campus e. V., der SRCC gGmbH sowie die Frauscher Sensortechnik Deutschland GmbH die neuen Räumlichkeiten beziehen. Frauscher ist ein weltweit vertretenes und agierendes Unternehmen, welches Systemintegratoren und Bahnbetreibern den Zugang zu Informationen, die für den Betrieb und die Überwachung deren Infrastruktur erforderlich sind, vereinfacht. Dabei sorgen unter anderem Radsensoren und Achszähler als essenzielle Komponenten dafür, dass vielfältige Anwendungen verlässlich und sicher funktionieren. Hierzu wird das volle Potenzial der Digitalisierung und moderner Prozesse genutzt und am Standort in Annaberg-Buchholz vorangetrieben. Sören Claus, Geschäftsführer der SRCC gGmbH, sagt: „Nachdem wir 2019 bei einer ersten Erprobungsfahrt gezeigt haben, dass der Remote-Zugriff auf ein Schienenfahrzeug funktioniert, haben wir uns mit vielen Partnern weiter der Realisierung der Automatisierung im Schienenverkehr angenähert. Das zeigt auch, wie leistungsfähig eine Forschungsplattform wie der SRCC sein kann, da hier verschiedene Forscher, Entwickler und Anwender direkt in Austausch treten können.“
Künftig wird entlang der von der Erzgebirgsbahn betriebenen Teststrecke zwischen Annaberg-Buchholz und Schwarzenberg ein Digitales Testfeld Bahn (DTB) aufgebaut beziehungsweise weiterentwickelt. Es dient der Erforschung und der Entwicklung technologischer Lösungen für die Digitalisierung des Schienenverkehrs bis zur Anwendungsreife. Der am 3. April zwischen der Deutschen Bahn, der TU Chemnitz und dem Smart Rail Connectivity Campus e. V. geschlossene Kooperationsvertrag konkretisiert die angestrebte Zusammenarbeit, u. a. zum Future Railway Mobile Communication System (FRMCS). Hierbei ist insbesondere die Professur Nachrichtentechnik (Leitung: Prof. Dr. Klaus Mößner) der TU Chemnitz beteiligt.