Schneeberg: Internationale Freiwillige schwitzen fürs Welterbe
Schneeberg. Die Hitze macht allen zu schaffen. Aber sonst hat sich Madalina aus Rumänien ihren Einsatz als European Heritage Volunteer, sprich Freiwillige im Dienst des Welterbes, in Schneeberg schon so vorgestellt. "Ich studiere Landschaftsarchitektur. Es passt also sehr gut in mein Fachgebiet." Mit sechs weiteren Teilnehmern aus aller Welt legt die 26-Jährige auf der Fundgrube Wolfgangmaßen mit Spaten, Hacke und Schubkarre die historische Mehlführung vor dem Pochwerk frei.
Die Anlage diente der Erzaufbereitung, darf als Rarität gelten. "Über elf Holzrinnen wurde Wasser mit Material - die Trübe - auf die rechteckige Fläche geschwemmt", sagt Volkmar Müller vom Bergbauverein Schneeberg. Das Erz im Material sank nach unten, setzte sich ab, wurde zur Weiterverarbeitung entnommen. Müller freut sich über die fleißigen Helfer. "Sie sind voll bei der Sache. Kein Handy in Sicht."
Bert Ludwig von der in Weimar ansässigen Organisation European Heritage Volunteers hört das gern, hat es aber auch nicht anders erwartet. Denn die jungen Leute, die sich seit mehr als 20 Jahren in der Freiwilligenarbeit für die Welterbestätten engagieren, tun das aus gutem Grund. "Sie haben Bezug zum Thema, meist beruflicher Natur - etwa bei angehenden Archäologen", sagt Ludwig. Das Projekt wolle mit praktischen Einsätzen und Bildungsangeboten das Verständnis fürs kulturelle Erbe auf internationaler Ebene verstärken. Die Teilnehmer erlangen Kenntnisse und Fähigkeiten in den Bereichen Kulturerbe, Denkmalpflege und Handwerk.
Madalina fühlt sich in der Gruppe wohl. "Es ist schwere Arbeit, aber auch interessant. Schließlich macht man so etwas nicht jeden Tag", sagt die Rumänin. Nóra aus Ungarn lernt dieser Tage viel. Sie gehört zu den Welterbe-Studenten der Gruppe. "Ich suchte nach einem geeigneten Praktikum." International sollte es sein und zum Studium passen. Sie habe sich richtig entschieden. "Ich mache sehr gute Erfahrungen." Auch mit Blick auf das Zusammenwirken junger Menschen aus verschiedenen Nationen. Es gehe Hand in Hand.
Noch bis Ende der Woche sind in Schneeberg und Zschorlau insgesamt 14 junge Leute im Einsatz. Sie sind zwischen 20 und 30 Jahre alt, kommen etwa aus Hongkong, Frankreich, Italien, Portugal, Holland, Mexiko, China, Großbritannien, Taiwan und dem Libanon.
Die zweite Gruppe, ebenfalls aus sieben Leuten bestehend, wuselt emsig auf dem Gelände des ehemaligen Blaufarbenwerks in Zschorlau, das immerhin bis 1996 in Betrieb war. Seit vorigem Jahr kümmert sich ein Verein um diesen wertvollen Nachlass, dem der Verfall droht. "Daher bauen wir jetzt bei dieser Aktion erst einmal Notdächer zum Schutz der Öfen", so Bert Ludwig und lobt mit Blick auf den diesjährigen Einsatz - 2017 war man in Freiberg aktiv - das Zusammenwirken vieler Partner wie TU Freiberg, Stadt Schneeberg, Bergbau- und Förderverein Blaufarbenwerk sowie anderen. "Das sucht seinesgleichen und macht die Sache richtig effektiv."
Neben den Arbeitseinsätzen gehören Exkursionen zum Programm. "Um das Welterbe für die jungen Leute einzuordnen." Weiterhin ist ein Tag im Zeichen des früheren Uranbergbaus geplant. "Damit wollen wir die ganze Bandbreite des Bergbaugeschehens aufzeigen", erklärt Ludwig.
(Quelle: Freie Presse; Anna Neef)