Rückkehr ins Erzgebirge inklusive Vereinbarkeit von Familie und Beruf
Das Erzgebirge bietet ein lebenswertes Umfeld mit besten Vorrausetzungen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Das bestätigte auch der kürzlich veröffentlichte „Zukunftsatlas 2016“ der Wirtschaftsforschungsgesellschaft Prognos. Hier belegt der Erzgebirgskreis Rang 166 von 402 beim Indikator Wohlstand und damit Platz 1 in Sachsen sowie eine Spitzenposition in Ostdeutschland. Diese idealen Bedingungen lassen viele Exil-Erzgebirger wie Daniel Drechsel und seine Familie zurück in ihre alte Heimat kehren.Daniel Drechsel hat sich mit seiner Frau bewusst entschieden, wieder ins Erzgebirge zurückzukehren: „Wir haben beide über 10 Jahre in Stuttgart gelebt und gearbeitet. Vor der Geburt unserer ersten Tochter stand für uns aber fest: Wir gehen zurück in die Heimat und nehmen uns bewusst Zeit für die Familie“, so der Neu-Jahnsbacher.
Daniel Drechsel verließ direkt nach dem Abitur in Thum 2003 das Erzgebirge zum Wehrdienst, der ihn nach München führte. Von dort aus ging es weiter nach Stuttgart, wo er gemeinsam mit seiner heutigen Frau lebte. Hier machte er eine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker bei Volkswagen Automobile Stuttgart und stieg im 420-Mitarbeiter-Unternehmen zum Serviceberater auf. „Es war eine tolle Zeit“, resümiert der junge Mann. Dennoch entschieden sich seine Frau und er mit der Familienplanung auch für die Rückkehr in die gemeinsame Heimat. Das soziale Umfeld im Erzgebirge, die attraktiven Lebenshaltungskosten, die besondere Mentalität, die guten Kinderbetreuungs- und Bildungsmöglichkeiten aber auch die niedrige Kriminalitätsrate sind einige der Gründe, die Drechsel aufzählt. „Die Kinder können im Garten Fußballspielen. Rollt der Ball auf die Straße, muss ich mir hier weniger Sorgen machen. Auch können wir nach der Arbeit einen gemeinsamen Ausflug direkt ins Grüne machen, ohne dafür stundenlang Autofahren zu müssen.“
Natürlich muss Familie Drechsel nun mit einem anderen Verdienst auskommen als in Stuttgart. „Aber mal ehrlich, unterm Strich bleibt es bei plus/minus null. Die Mieten in Stuttgart sind enorm, eine vergleichbare Wohnung kostet uns im Erzgebirge nur einen Bruchteil. Hinzu kommen die Kinderbetreuungskosten, diese sind hier nur ein Viertel bis halb so groß als in der Schwabenmetropole“, rechnet der Familienvater vor. Zudem ging der Plan, Beruf und Familie miteinander zu vereinbaren und damit ausreichend Zeit für die Kinder zu haben, voll auf. „Ich habe hier kurze Wege und ein super Betreuungsumfeld für meine Kinder. Außerdem ermöglicht es mir mein Arbeitgeber, flexibel zu agieren und schnell bei meiner Familie zu sein. Wir sind ein gutes Team, wo einer für den anderen einspringt“, lobt Daniel Drechsel sein Unternehmen, die VIS Bautechnik GmbH Schönfeld.
Die VIS Bautechnik GmbH ist Spezialist für Kfz, LKW, Bau- und Reinigungsmaschinen und wurde Daniel Drechsel als Arbeitgeber empfohlen. „Es war die einzige Bewerbung, die ich abgegeben habe“, so der 32-jährige. Laut Tino Stobbe, Geschäftsführer des Unternehmens, stimmte von Anfang an die Chemie: „Daniel Drechsel kam zu uns, wir unterhielten uns und jetzt ist er seit einem Jahr hier Service-Annahmemeister.“ Der Chef freut sich, dass er so qualifizierte Mitarbeiter im Team hat: „Auch für uns wird es schwerer, geeignetes Personal zu finden. Trotz alledem gelingt es uns, den Altersschnitt der Mitarbeiter zu halten.“ Dafür tut man in Schönfeld einiges: Man bildet aus, streckt die Fühler nach neuen Mitarbeitern aus oder sorgt mit Firmenläufen oder Sommerfesten für Abwechslung im Arbeitsalltag. „Wir sind 1990 mit fünf Leuten gestartet. Heute haben wir über 30 Mitarbeiter. Ein solches Wachstum geht nur mit fähigem Personal.“
Mit der Gründung der VIS Bautechnik war diese Entwicklung nicht vorherzusehen. „Nach Auflösung der staatlichen Bauhöfe zur Wende taten sich die damaligen vier Gesellschafter zusammen und machten sich im Bereich der Baumaschinenreparatur selbstständig“, blickt Stobbe zurück. Nach und nach wurden die Geschäftsfelder und damit das Unternehmen erweitert. Heute stehen neben der Reparatur von LKW, PKW, Baggern, Geräten und Baumaschinen auch Verkauf, Vermietung und Instandsetzung im Vordergrund. „Wir haben einen hochmodernen, professionellen und breit aufgestellten Service-Bereich“, beschreibt der 41-jährige Geschäftsführer. Gerade deswegen zählt das Unternehmen die größten Bauunternehmen der Region, aber auch kommunale und institutionelle Einrichtungen sowie Privatpersonen im gesamten Erzgebirge und darüber hinaus zu seinen Kunden.
Dabei bleibt die Entwicklung im Hause VIS Bautechnik nicht stehen. „Wir versuchen vorauszudenken und mit eigenen Ideen neue Märkte zu erschließen“, so Tino Stobbe. Als Beispiel nennt er eine aktuelle Eigenentwicklung: „Es ist absehbar – gerade auch vor der gegenwärtigen Glyphosat-Diskussion – dass Unkrautbekämpfung umweltfreundlich geschehen muss. Deshalb entwickelten wir gemeinsam mit Partnerunternehmen ein umweltschonendes System auf Basis des Heißwasserschaum-Verfahrens.“ Dabei wird auf 100°C erhitztes Wasser auf die Fläche aufgebracht und dann mit einem isolierenden Schaumteppich überdeckt. Der Schaum entsteht aus einer Mischung von Zuckertensiden und Luft, wobei alle Bestandteile aus pflanzlichen Rohstoffen bestehen. Nach dem Auftragen bleibt der Schaum fünf bis 15 Minuten sichtbar und wird dann rückstandsfrei abgebaut. Dieses System wurde auf einen kleinen Spezialtransporter – ein Multimobil – aufgebracht und ist damit für die mobile Nutzung in Gärtnereien, Schwimmbädern, auf Friedhöfen oder in der Grünflächenpflege geeignet. Zugleich kann es ohne großen Aufwand vom Multimobil herunter genommen werden kann, sodass das Fahrzeug auch für Winterdienst oder anderes einsetzbar ist. „Umweltschonend, einfach, schnell und flexibel“, so beschreibt Stobbe die Eigenentwicklung, mit der das Unternehmen an den Markt geht.
Daniel Drechsel und seine Frau bereuen indes die Rückkehr ins Erzgebirge nicht. „Ganz im Gegenteil, wir freuen uns sehr, wieder hier zu sein.“ Und was vermissen sie weit weg von Stuttgart? „Wir haben viele Freunde zurück gelassen. Aber Dank WhatsApp und Co hält man über die Distanz Kontakt. Ansonsten fehlt uns nichts. Auch die oft genannte Nähe zu Einkaufsmöglichkeiten in großen Städten ist mehr Schein als Sein: Denn ob ich zweimal im Jahr in Stuttgart für den Klamottenkauf eine halbe Stunde zum Einkaufzentrum unterwegs bin oder hier 30 Minuten in die nächste größere Stadt fahre, ist doch egal,“ schmunzelt Drechsel.
(Quelle: Regionalmanagement Erzgebirge)