Projekt Archaeo Montan - Gemeinsam erlebbares Erbe
Unter dem Namen "Informationszentrum der Bergbaulandschaft Krupka" lädt ein für umgerechnet 700.000 Euro saniertes Gebäude in der Altstadt von Graupen/Krupka Gäste zum Besuch ein. Wer längere Zeit nicht in dem böhmischen Bergstädtchen war, wird das Haus Husitska 722 kaum wiederekennen. "Ich freue mich, dass es uns gelungen ist, die historische Bausubstanz zu erhalten", machte bei der Eröffnung der Stadtrat Rostislav Kadlec, der das Projekt managte, deutlich. Bürgermeister Zdenik Mtous ergänzte: "Ich wünsche mir, dass es eine Begegnungsstätte für deutsche und tschechische Besucher wird."Das Informationszentrum entstand in zweijähriger Arbeit im Rahmen des Projektes Archaeo-Montan, das sich der Erforschung des mittelalterlichen Bergbaus im Erzgebirge widmet. Im Erdgeschoss befindet sich die Tourist-Information, im 1. Stock ist eine Dauerausstellung zum Bergbau rund um Graupen/ Krupka aufgebaut. Der Saal im 2. Stock kann für Sonderausstellungen und Veranstaltungen genutzt werden, im Dachgeschoss gibt es die Ausstellung "Der Ruhm des Bergbaus im Erzgebirge". In deutscher und tschechischer Sprache können Besucher den unter Regie von Petr Miksicek gedrehten Dokumentarfilm über die Forschungsarbeiten sehen. Der Kulturwissenschaftler und Buchautor ist auf beiden Seiten des Erzgebirgskamms anerkannt.
Auslöser für das Projekt Archeo-Montan war das Hochwasser im August 2002, bei dem bislang mittelalterliche Bergwerke freigespült wurden - für die Achäologen eine einzigartige Möglichkeit, in eine seit fast 800 Jahren verlassene Welt vozudringen. Die Untersuchungen des am 1. September 2015 gestarteten Projekts konzentrieren sich auf das Gebiet um die wiederentdeckte mittelalterliche Bergbausiedlung Kremsiger und um Jöhstadt sowie auf das Gebiet zwischen Dippoldiswalde und Kloster Ossegg/Osek. Im März 2017 wurden auf einer Tagung in Kaaden/ Kadao in 32 Vorträgen erste Ergebnisse der Forschungsarbeiten vorgestellt. Im September gab es im Rahmen des Projektes eine Exkursion zur Fundstelle einer aus dem 13. Jahrhundert stammenden Glashütte bei Wotsch/ Boc.
Schriftlichen Quellen zum Bergbau in Graupen/ Krupka ist im Rahmen des Projekts Archaeo-Montan Nikola Ruzickova vom Denkmalamt Ellbogen/ Loket auf der Spur. Hauptarbeitsgebiet ist dabei das Kreisarchiv Teplitz/ Teplice. Der älteste Beleg für Zinnbergbau in Graupen stammt vom 5. Juni 1305, die erste Bergordnung wurde 1489 erstellt. Einen interessanten Fundus stellt das Gedenkbuch aus dem Jahr 1426 dar, in dem der damalige Stadtschreiber Weiner auch viele persönliche Eintragungen vornahm.
Den Spuren der Bergleute können Besucher auch in der Umgebung der Stadt folgen. Im August 2017 wurden zwei Lehrpfade eingeweiht. Entlang einer gut 4,5 Kilomter langen Tour finden Wanderer zehn Infotafeln vor. Ein weiterer Rundweg, der noch mit einem Rastplatz an der Wolfgangs-Kapelle ergänzt wird, führt über gut zehn Kilomter - bis zum Mückentürmchen / Komari vizka. "Innerhalb der ersten drei Monate nutzten bereits hunderte Wanderer das neue Angebot. Über diese Resonanz freuen wir uns natürlich sehr", so Stadtrat Kadlec.
(Quelle: Freie Presse)