Neue Umfrage zeigt: EU-Verbraucher kaufen vermehrt Online-Produkte im EU-Ausland

Aus dem Verbraucherbarometer 2017 geht hervor, dass immer mehr Verbraucher in der EU online einkaufen und das Vertrauen in den elektronischen Handel insbesondere bei Einkäufen in anderen EU-Ländern gewachsen ist.

Die Einzelhändler zögern ihrerseits noch bei der Ausweitung ihres Online-Geschäfts und sehen den Online-Verkauf von Waren in andere EU-Länder weiterhin kritisch. Ihre Bedenken hängen in erster Linie mit dem höheren Betrugsrisiko und der größeren Gefahr von Zahlungsausfällen bei grenzüberschreitenden Verkäufen sowie mit uneinheitlichen Steuervorschriften, nationalen Vertragsrechtsvorschriften und Verbraucherschutzbestimmungen zusammen.

Auch wenn sich die Verbraucherbedingungen seit der letzten Barometerumfrage im Allgemeinen verbessert haben, bestehen in Bezug auf Vertrauen, Kenntnis der Bestimmungen und Verbraucherschutz nach wie vor große Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern.

Kommissarin Jourová erklärte dazu: „Mir ging es vorrangig darum, das Vertrauen der Bürger und der kleineren Einzelhändler in den digitalen Binnenmarkt zu stärken. Die Verbraucherinnen und Verbraucher fühlen sich jetzt bei Online-Käufen sicherer. Außerdem haben wir ein schnelles Verfahren eingerichtet, damit Verbraucher im Fall der Fälle auch bei Käufen im Ausland ihr Geld zurückbekommen. Nun müssen wir mehr Unternehmen überzeugen, dieser steigenden Nachfrage zu entsprechen.“

Mehr Vertrauen in den Online-Handel, aber weiterhin Hürden für Einzelhändler
Das Barometer zeigt, dass das Vertrauen der Verbraucher in den elektronischen Handel stark zugenommen hat. In zehn Jahren hat sich der Anteil der Online-Käufer in der EU fast verdoppelt: Er stieg von 29,7 % im Jahr 2007 auf 55 % im Jahr 2017. Das Vertrauen der Verbraucher bei Online-Käufen im Inland ist seit der letzten Barometerumfrage um 12 Prozentpunkte gestiegen und für Käufe aus anderen EU-Mitgliedstaaten lag der Anstieg gar bei 21 Prozentpunkten.

Trotz der großen Fortschritte legt das Barometer offen, dass die Verbraucher beim Kauf von Online-Produkten im EU-Ausland weiterhin mit Hindernissen zu kämpfen haben. 13 % der Befragten gaben beispielsweise an, dass ihre Zahlung abgelehnt wurde, und bei 10 % wurde eine Lieferung in ihr Heimatland abgelehnt.

Lediglich vier von zehn Einzelhändlern, die im Online-Geschäft tätig sind, gaben an, dass sie erwägen, im kommenden Jahr sowohl im Inland als auch ins Ausland zu verkaufen. Bei Online-Verkäufen in andere Länder haben sie noch Vorbehalte, die insbesondere mit dem höheren Betrugsrisiko und den Unterschieden bei den nationalen Steuer- oder Vertragsrechtsvorschriften und den Verbraucherschutzbestimmungen zusammenhängen.

Die Kommission hat daher einen Vorschlag für ein modernes Vertragsrecht für die Online-Wirtschaft unterbreitet, um die Vertragsrechtsvorschriften für den Online-Warenhandel zu harmonisieren, den Zugang zu digitalen Inhalten zu vereinfachen und den Online-Handel in der EU zu fördern.

Bessere, aber weiterhin geringe und uneinheitliche Kenntnis der Verbraucherrechte in der EU
Im Vergleich zur Barometerumfrage 2015 wissen die Verbraucherinnen und Verbraucher inzwischen besser über ihre Rechte Bescheid. So kennen durchschnittlich 13 % der Verbraucher ihre Grundrechte gut (3,6 Prozentpunkte mehr als noch 2014).

In den nördlichen und westlichen EU-Ländern sind die Bedingungen für die Verbraucher jedoch generell günstiger als in den östlichen und südlichen Mitgliedstaaten.

Bei Problemen etwa beschweren sich 94,5 % der Finnen, aber nur 55,6 % der Bulgaren. Auch in Bezug auf unlautere Geschäftspraktiken gibt es große Unterschiede: Während 40,9 % der Kroaten bereits mit unlauteren Praktiken konfrontiert waren, gilt dies in Österreich nur für 3,4 %.

Aus diesem Grund arbeitet die Kommission derzeit an einem Vorschlag zur Aktualisierung des Verbraucherrechts. Das Ziel: Jeder europäische Verbraucher soll seine Rechte kennen, und diese Rechte sollen in der gesamten EU ordnungsgemäß durchgesetzt werden.

Kenntnis der Verbraucherrechte bei Einzelhändlern unzureichend
Laut Verbraucherbarometer 2017 hat sich der Kenntnisstand der Einzelhändler im Bereich der Verbraucherschutzvorschriften seit der letzten Umfrage nicht verbessert. Nur 53,5 % ihrer Antworten auf Fragen zu grundlegenden Verbraucherrechten waren korrekt. Auch hier gibt es große Unterschiede zwischen den Ländern: Während in Kroatien lediglich 36,2 % der Einzelhändler über diese Rechte Bescheid wussten, waren es in Deutschland 62,3 %.

Bearbeitungsdauer der Beschwerden zu lang
Insgesamt werden weniger Beschwerden vorgebracht, und die Verbraucher, die sich beschweren, sind zufriedener mit der Bearbeitung ihrer Beschwerde.

Doch fast ein Drittel der Verbraucher hat von einer Beschwerde abgesehen, da sie der Auffassung waren, dass die Erstattungsbeträge zu niedrig waren (34,6 %) oder das Verfahren zu lange gedauert hätte (32,5 %).

Aus diesem Grund hat die Kommission das Verfahren für geringfügige Forderungen verbessert, sodass die Verbraucherinnen und Verbraucher bei Forderungen bis 5000 EUR seit dem 14. Juli 2017 ein beschleunigtes Online-Verfahren nutzen können. Mit der Plattform zur Online-Streitbeilegung, die einen einfachen Online-Zugang zu Verbraucherschlichtungsstellen für Online-Transaktionen bietet, fördert die Kommission zudem die außergerichtliche Beilegung von Streitigkeiten.

Hintergrund
Die Verbraucherbarometer veranschaulichen, wie der Binnenmarkt für die Verbraucherinnen und Verbraucher in der EU funktioniert. Sie werden seit 2008 veröffentlicht und sollen bewirken, dass die Ergebnisse von Verbraucherumfragen stärker beachtet werden und in die Politikgestaltung einfließen.

Es gibt zwei Arten von Barometern, die im jährlichen Wechsel veröffentlicht werden und auf umfangreichen Erhebungen beruhen:

Das Verbraucherbarometer für Verbraucherbedingungen misst die Verbraucherbedingungen in den einzelnen Ländern in Bezug auf 1. Kenntnisse der Bestimmungen und Vertrauen, 2. Einhaltung und Durchsetzung sowie 3. Beschwerden und Streitbeilegung. Auch werden im Rahmen der Umfrage die bei der Integration des EU-Einzelhandelsmarkts und beim Online-Handel erzielten Fortschritte untersucht.

Das Vertrauensbarometer für Verbrauchermärkte misst die Leistung von über 40 Verbrauchermärkten anhand von Schlüsselindikatoren, beispielsweise das Vertrauen in die Einhaltung der Verbraucherschutzvorschriften durch die Anbieter, die Vergleichbarkeit der Angebote, die verfügbare Auswahl auf dem Markt, das Maß, in dem die Erwartungen der Verbraucher erfüllt werden, und den Schaden durch Probleme, mit denen die Verbraucher konfrontiert sind. Andere Indikatoren wie Anbieterwechsel und Preise werden ebenfalls verfolgt und analysiert.

(Quelle: Europäische Kommission)