Laut, imposant und super spannend: Wenn sich die Türen zu sonst verborgenen Hallen öffnen.
Von der Warenannahme des Materials bis hin zum Versand streckt sich das fast 100 Jahre alte Werk über 800 Meter entlang der Sehma. Das sind 800 Meter, die es braucht, um aus dem Rohmaterial einbaufertige Teile für Autos zu fertigen. Falls man es mal eilig hat, gibt es im Werk sogar Fahrräder. Und nicht nur das. Ronny Arnold zählt auf, was Auszubildende in neun möglichen Ausbildungsberufen im Unternehmen erwartet: Tariflohn, ein Zuschuss zum ÖPNV-Ticket, demnächst die Möglichkeit, den Führerschein im Unternehmen zu machen und ein Team, auf dass man sich immer verlassen kann. Ausgebildet werden mit Weitblick immer so viele Jugendliche, wie später im Werk gebraucht werden.
„Wir brauchen Fachkräfte mit Detailwissen, die in die hochautomatischen Prozesse der Maschinen eingreifen können“, so Werkleiter Joachim Reuter. Weil man als Unternehmen nicht früh genug beginnen kann, sich bei den künftigen Fachkräften interessant zu machen, ist Handtmann von Beginn an seit 20 Jahren bei der Woche der offenen Unternehmen dabei. Es geht vor allem darum, neugierig zu machen. „43 Prozent all unserer Azubis seit 2013 haben vorher ein Praktikum bei uns gemacht“, ergänzt Ronny Arnold. Etwa 90 Prozent aller ehemaligen Auszubildenden sind heute noch im Unternehmen und Teil des 350 Mann-Teams.
Die Kantine bei Handtmann war am Montagnachmittag voll. Und das nicht nur, weil der Termin gleichzeitig die offizielle Eröffnungsveranstaltung für die Aktionswoche war. Täglich bis einschließlich Samstag öffnen sich die Werktore nun für die Schülerinnen und Schüler. Und jeder einzelne Termin ist voll ausgebucht. „Es hat eben eine ganz andere Qualität, Dinge live zu sehen und spannende Eindrücke zu gewinnen. Die Woche der offenen Unternehmen ist im Erzgebirgskreis eine Erfolgsgeschichte und leistet einen wichtigen Beitrag zur Fachkräfteentwicklung der Region“, bringt Landrat Rico Anton das Ziel auf den Punkt.
Die Handtmann Leichtmetallgießerei blickt bis ins Jahr 2027 in volle Auftragsbücher. Aluminiumguss wird gebraucht, auch wenn der Transformationsprozess von Verbrennermotoren hin zu Elektroantrieben in vollem Gang ist. Sich anpassen, immer neue Lösungen finden, das gehört seit Jahren in der Branche dazu. “Um auch in Zukunft unseren Platz am Markt behaupten zu können, brauchen wir junge, engagierte Leute, die den nicht immer einfachen aber sehr ertragreichen Weg mit uns gemeinsam gehen“, wünscht sich Werkleiter Joachim Reuter.
Hintergrund:
306 Unternehmen öffnen im Erzgebirgskreis während 622 Einzelterminen ihre Türen innerhalb der Woche und bieten Schülern, Eltern und auch Lehrern Einsichten in die reale Berufswelt. Sie bilden über 170 Ausbildungsberufe und ca. 50 praxisnahe Studiengänge ab. 11.300 Anmeldungen, davon 7.400 von Jugendlichen, liegen vor.