Gymnasiasten tauschen Schultische mit Werkstattbänken:
Spenden statt Blumen: 20jähriges der WFE GmbH im Zeichen der Berufs- und Studienorientierung
„Seit Jahren wird von den Multiplikatoren der Berufsorientierung mit Recht bemängelt, dass die berufliche Orientierung an den Oberschulen intensiver unterstützt wird als an den Gymnasien. Staatliche Gelder werden hierfür leider kaum bereitgestellt“, erklärt Matthias Lißke, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Erzgebirge GmbH. So kam im Team der Firma der Wunsch auf, anlässlich des 20. Geburtsages der Wirtschaftsfördergesellschaft im vergangenen Jahr auf Blumen und Geschenke zu verzichten. Vielmehr bat man in der Einladung die Gäste darum, ihrer Wertschätzung des Unternehmens mit einer Spende Ausdruck zu verleihen. Aus diesem Spendentopf können nun Gymnasiasten im Sinne der Berufsorientierung unterstützt werden – beispielsweise mit finanzieller Entlastung bei Unternehmensexkursionen, mit Fachvorträgen oder der Kostenübernahme von Berufswahlpässen. Auch die beiden Bildungsträger ASG und CJD stellten ihr Personal und ihre Werkstätten in Form eines Geschenkgutscheines zu 20 Jahre WFE GmbH zur Verfügung.
Synergie aus Theorie und Praxis: Wenn mathematische Achssysteme Maschinen bewegen
Begrüßt wird der Projekttag für Gymnasiasten auch bei den Lehrausbildern der ASG in Annaberg-Buchholz. Sie haben tagtäglich mit jungen Leuten und deren beruflicher Entwicklung in den Werkstätten und Seminarräumen für die Bereiche Metall, Wirtschaft/Verwaltung, Hotel/Gaststätten, Handel/Lager/Logistik und Pflege/Soziales zu tun. „Dieser Praxisbezug für Gymnasiasten hat in der Berufsorientierung höchste Priorität. Es ist wichtig, dass die jungen Leute direkt an der Maschine erfahren, welche Entwicklungsmöglichkeiten in dem Beruf stecken. Gerade in meinem Ausbildungsbereich liegt in den erzgebirgischen Firmen für den Nachwuchs unglaublich viel Potential für die künftigen Fachkräfte“, betont Jens Richter, Ausbilder im Bereich CNC-Technik bei der ASG. Dazu käme noch, dass durch die Anwendung der Theorie in der Praxis der Schulstoff viel mehr Wertigkeit bekäme.
Aha-Effekte an der Werkbank: Berufsorientierung als Basis für Berufswahl
Was alles in einigen Berufsbildern drin steckt und als Basis für manchen Studienwunsch dient, sorgte für einige Aha-Effekte. Aber auch soziale Kompetenzen waren gefordert. „Wir arbeiten in Zweierteams, weil das in Tischlereien oftmals üblich ist. Dabei kannten wir beide uns noch gar nicht. Der Umgang mit dem Werkstoff Holz selbst und mit den eigenen Händen etwas zu fertigen, macht uns Spaß. Nur das Stehen die ganze Zeit über ist wirklich anstrengend“, verraten Lily Kluge und Benjamin Ruttloff, die gerade an einem Vogelhaus arbeiten und beide nun noch sicherer wissen, dass sie mit ihren eigentlichen Berufswünschen doch auf der richtigeren Spur sind. Sie sind zwei der Gymnasiasten, die sich heute für die Werkstatt Holz im CJD Neundorf eingeschrieben haben. Dass die Zehntklässler heute schon oftmals eine konkretere Vorstellung von ihrer beruflichen Zukunft haben als noch vor Jahren fällt auch den Klassenleitern auf: „Die beispielhafte Berufsorientierung im Erzgebirgskreis und an unserer Schule formt die jungen Leute. Durch verschiedene Praktika, Exkursionen und Vorträge wissen die Jugendlichen eben auch, welchen Beruf sie gar nicht ergreifen wollen – ein wichtiger Schritt bei der Wahl geeigneter Berufsbilder. Und Gymnasiasten, die Ziele haben, gehen schließlich auch viel bewusster durch die Abiturprüfung. Leider stehen und fallen solche wichtigen Praxistage mit der Finanzierung – umso erfreulicher, dass es heute möglich ist“, resümiert Thomas Kirsten, Klassenlehrer an der EGE.