EU signalisiert Zustimmung zum Einsatz gepolsterter Wolfsfallen
Sachsens Wölfe beschäftigen die Europäische Union. Nicht ihre Rettung, sondern wie man sie kurzzeitig einfangen kann, um sie mit einem Sender auszustatten und dann zu beobachten. Umweltminister Thomas Schmidt (CDU) war dazu gemeinsam mit der Biologin Ilka Reinhardt vom Wildbiologischen Büro Lupus in Brüssel, um sich für Änderungen im Umgang mit Wölfen einzusetzen. Bei einem Gespräch mit Humberto Delgado Rosa, dem für Naturschutz zuständigen Abteilungsleiter der Generaldirektion Umwelt, ging es um den Einsatz sogenannter Soft Catch Traps. Ihre Grundkonstruktion entspricht einer Tellereisen-Falle. Deshalb ist ihre Verwendung aus Tierschutzgründen durch die Tellereisen-Verordnung der EU verboten.Weil in Sachsen andere Methoden, einen Wolf kurzzeitig einzufangen, nicht funktioniert hätten, sei der Einsatz von modifizierten und zertifizierten Tellereisen mit gepolsterten Bügeln angedacht und unverzichtbar, erläuterte Ministeriumssprecher Frank Meyer. Das Tier würde nur festgehalten, aber nicht verletzt. Geht die Falle zu, gibt es ein Alarmsignal per Funk, damit der Wolf – oder möglicherweise auch ein anderes Tier – rasch befreit und kurzzeitig betäubt werden kann. „Wölfe sind streng geschützt und dürfen nicht bejagt werden. Dennoch kann es erforderlich sein, einzelne Tiere mit einem Peilsender zu versehen, um ihren Aktionsradius beobachten zu können“, begründete Minister Schmidt den Vorstoß bei der EU. Es gehe sowohl um Problemwölfe als auch um „normale“ Tiere.
Soft Catch Traps seien dafür am besten geeignet. Wölfe mit einem Betäubungsgewehr aus einem Hubschrauber heraus zu beschießen, sei in den hiesigen Wäldern kaum umzusetzen, ergänzte der Ministeriumssprecher. Auch mit der sogenannten Lappjagd sei Wölfen kaum beizukommen. Den Fallentyp, den der Niedersachse Klaus Bullerjahn für einen dort auf drei Jahre genehmigten Tierversuchsantrag konstruiert hat, kennt man in Dresden nicht. Offenbar deshalb, weil das drei Meter lange und 1,30 Meter hohe Stahlgestell mit verletzungssicherem Kunststoffnetz bis heute nicht zum Einsatz kam. Das zuständige Ministerium in Hannover erteilte keine artenschutzrechtliche Genehmigung. 14 Wölfe sollten in Niedersachsen, wo es mit 12 Rudeln ähnlich viele Wölfe wie in Sachsen gibt, mit einem Sender ausgestattet werden. „Stattdessen hat man mit der Ablehnung das Wolfsmanagement ruiniert“, sagte Bullerjahn der „Freie Presse“. Zugleich bedauerte der Mitbegründer des Arbeitskreises Wolf im Landwirtschaftsministerium Niedersachsen, „dass jedes Bundesland sein eigenes Ding macht“.
In Dresden bewertet man den Vorstoß in Brüssel anders: Mit der Zulassung der modifizierten Soft Catch Traps würden jahrelange Bemühungen und Hoffnungen der Wissenschaftler und Experten des Wolfsmanagements in ganz Europa erfüllt, hieß es gestern. Die Kommission habe zugesagt, einem entsprechenden Antrag, der noch durch die Bundesregierung gestellt werden muss, zuzustimmen. Sie würde der Einsatzmöglichkeit dieser Fallen besondere Bedeutung zumessen, ohne den Tierschutz außer Acht zu lassen.
Zwischen 2003 und 2013 wurden in Sachsen nach Angaben des Kontaktbüros „Wölfe in Sachsen“ insgesamt zwölf Wölfe mit einem Senderhalsband ausgestattet. Sie gelten als ideale Voraussetzung für das Wolfsmonitoring. Aktuell sei kein Raubtier besendert, sagte Vanessa Ludwig vom Kontaktbüro. Nach zwei Jahren sei die Senderbatterie leer.
Der Landesjagdverband Sachsen lehnt den Einsatz von Soft Catch Traps ab. Wie Vizepräsident Norman Härtner gestern sagte, verstoße der Wolfsfang generell gegen geltendes Jagd-, Naturschutz- und Tierschutzrecht. Im Falle der beantragten Ausnahmegenehmigung zum Wolfsfang sei eine tierschutzgerecht gestaltete Kastenfalle in Kombination mit einem elektronischen Fangmeldesystem die bessere Wahl. Es bestehe bei Soft-Catch-Fallen auch eine Verletzungsgefahr für Menschen. So seien Quetschungen der Gliedmaßen bei Kindern bedenklich. Auch könne es bei einer Funkstörung des Fangmeldesystems passieren, dass jemand Stunden in der Falle „hängt“. Selbst für Erwachsene sei es nur schwer möglich, sich selbst zu befreien, sagte Härtner.
Wie das Ministerium in Dresden auf Anfrage weiter mitteilte, habe das Landratsamt Görlitz keine Genehmigung zum Abschuss von problematischen Wölfen aus dem Rosenthaler Rudel erhalten. Ein entsprechender Antrag war Anfang September gestellt worden, nachdem seit 2013 dort 181 Nutztiere getötet oder verletzt wurden. Das Landratsamt werde vor einem möglichen Abschuss oder denkbaren Alternativen eine Bewertung der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf einholen, sagte Ministeriumssprecher Meyer.
(Quelle: Freie Presse)