Eine Amerikanerin zieht es zum Deutsch lernen nach Sayda
Gäste der Saydaer Jugendherberge haben sie schon ihres Akzentes wegen für eine Niederländerin gehalten. Dabei will die 29-jährige US-Amerikanerin Elizabeth Field lediglich ihr Deutsch aufpolieren. Und ganz nebenbei die Herbergsräume verschönern - und zwar mit Pinsel und Acrylfarbe. Dafür hat die aus dem Dorf Fincastle (Virginia) stammende Studentin, die nach dem Bachelor noch ab Herbst in Wien den Masterstudiengang Translation (Übersetzer) absolviert, Kost und Logis frei. Ein Deal, der die junge Amerikanerin in die ländlich geprägte Bergstadt führte."Ich hatte mehrere Herbergen in Deutschland angeschrieben. Die Saydaer waren die einzigen, die Ja gesagt haben", blickt Field dankbar zurück. Denn hier habe sie Freunde gefunden. "Es ist wie in einer Familie. Wir essen zusammen und reden viel. Dadurch hat sich mein Deutsch sehr verbessert", sagt Field, die morgen nach eineinhalb Monaten nach Wien zurückkehrt.Dass sie dem Team, allen voran den Herbergseltern Ulrike und Thomas Fink in guter Erinnerung bleibt, daran hat am Mortelgrund niemand Zweifel. Denn Field hat Spuren hinterlassen, besser gesagt Malerei an den Wänden, die für die Urlauber zum Hingucker werden: "Ich glaube, das hat mir mein Vater mitgegeben, der kann auch gut malen", erzählt Field, die bereits als Mädchen entweder Künstlerin oder Schriftstellerin werden wollte. Da vor allem Kinder in der Herberge nächtigen, hat sie die Wände mit kleinen Zwergen verschönert. Für den Speisesaal hat sie aber andere Motive gewählt: Dort dominieren unter anderem Obst und Gemüse das Zimmer. "Ich habe schon immer gern gezeichnet und Kurzgeschichten geschrieben", erzählt die Amerikanerin. Während die Malerei auch weiter ihr Hobby bleibt, sei das Übersetzen für sie "eine Art Schriftstellerei". Am liebsten wolle sie nach dem Studium Romane bearbeiten. Sie hat bereits ein Praktikum bei einem Wiener Buchverlag vereinbart. "Darauf freue ich mich", sagt Field, die neben Deutsch ebenso gut Englisch, Spanisch und auch Französisch beherrscht.
Europa habe sie zum ersten Mal als Schülerin erlebt: "Nach einer Schulfahrt nach Spanien und Frankreich folgten weitere Europa-Trips", erinnert sich Field. Sie könne sich durchaus vorstellen, für immer in Österreich oder auch Deutschland zu leben. Dabei kämen nicht etwa nur Großstädte infrage, auch kleinere Kommunen hätten durchaus ihren Charme. "Viele denken, ich würde mich in Sayda langweilen. Aber das ist längst nicht so", betont Field, die vielmehr die Spaziergänge durch den Wald am Mortelgrund genießt. "Ich selbst bin auf dem Lande aufgewachsen." Gleichwohl kann sie der sächsischen Landeshauptstadt viel abgewinnen. "Ich muss gestehen, das Grüne Gewölbe in Dresden ist für mich zum Lieblingsmuseum geworden", sagt Field. Angesprochen auf den Wahlkampf in ihrem Heimatland, sieht sie klar Hillary Clinton vor Donald Trump. Auch wenn sie zum Wahltag in Wien sei, werde sie per Briefwahl ihre Stimme abgeben. "Das Formular bekomme ich im Internet", erklärt Field, die übrigens zum Abschied für die Mitarbeiter in Sayda einen Himbeer-Cobbler gebacken hat. "Ein Cobbler ist ein beliebtes Dessert bei uns in den Südstaaten - also Himbeermarmelade mit Teig darauf, und dann backen", erklärt sie. (Quelle: Freie Presse)