»Die Gesundheit steht für uns an erster Stelle«
Ein Gespräch zum Projekt mit Kerstin Knorr, Head of Marketing der Norafin Industries (Germany) GmbH mit Sitz im erzgebirgischen Mildenau:
Die Norafin Industries (Germany) GmbH steht für ein engagiertes Team mit klarem Fokus auf die Anforderungen der Kunden. Das Unternehmen mit Stammsitz in Mildenau hat sich zu einem angesehenen Hersteller von hochwertigen Wasserstrahl- und Nadelvliesen sowie Composites entwickelt. Nach eigenen Aussagen herrscht eine offene Unternehmenskultur mit flachen Hierarchien und schnellen Entscheidungswegen. Neben Forschung und Entwicklung spielen Gesundheit der Mitarbeiter, Arbeitsschutz, gesellschaftliches Engagement sowie Nachhaltigkeit eine große Rolle im Unternehmen.
Ihr Unternehmen existiert seit mehr als 40 Jahren. Seit den 1980er-Jahren ist die Marke Norafin im Markt etabliert. Wie hat sich die Anforderung an die Vereinbarkeit von Job und Familie im Laufe dieser Zeit in Ihrem Unternehmen verändert?
Die Anforderungen, aber auch die Möglichkeiten haben sich im Laufe der Jahre schon sehr verändert. Zwar steht eine Vereinbarkeit von Familie und Beruf in unserem Unternehmen schon immer ganz oben auf der Prioritätenliste. Rückblickend lässt sich jedoch sagen, dass es jetzt mehr Teilzeitbeschäftigungen beziehungsweise Möglichkeiten dazu gibt. Auch machen immer mehr Väter neugeborener Kinder von ihrer Elternzeit Gebrauch, die sie getrennt oder zusammenhängend in Anspruch nehmen. Im Vergleich zu unseren Anfangsjahren bieten wir unseren Mitarbeiter:innen ein breiteres Spektrum individuell angepasster Arbeitszeitlösungen sowie Gleitzeitmodelle zur Flexibilisierung. So gab es beispielsweise auch schon vor der Corona-Pandemie bei uns die Möglichkeit des Homeoffice.
Als innovatives Unternehmen, welches in der Region fest verwurzelt ist, aber auch eine Produktionsstätte in den USA betreibt, tragen Sie eine besondere Verantwortung für Ihre Mitarbeitenden. Denken Sie, soziale Innovationen und wichtige Impulse für ein besseres Leben können und sollten auch aus KMU kommen?
Als KMU tragen wir für unsere Mitarbeiter:innen eine besondere Verantwortung. Tarifgebundenheit, die Einführung eines betrieblichen Gesundheitsmanagements, regelmäßiger Austausch auf allen Ebenen sowie mitarbeiterfreundliche Schichtmodelle sind für unser Unternehmen daher Selbstverständlichkeiten. Auch auf einen Pflegefall in der Familie können wir reagieren, dann wird sowohl Arbeitsvolumen als auch die Schichteinteilung entsprechend der Pflegezeit angepasst. Dies erfolgt nach individueller Absprache mit dem Betroffenen selbst.
Gesundheit und Arbeitsschutz nehmen einen hohen Stellenwert in Ihrer Außendarstellung ein. Sollten diese Themen nicht selbstverständlich für einen Arbeitgeber sein?
Es sollte selbstverständlich sein! Bei Norafin wird darauf großer Wert gelegt und entsprechend investiert. Die Gesundheit unserer Mitarbeiter:innen ist für uns das höchste Gut. Daher ist die Arbeitssicherheit sowie der Schutz der Gesundheit der Mitarbeiter:innen eine unserer Kernaufgaben. Als Beispiele sind zu nennen die permanente Verbesserung des Arbeitsschutzes unter anderem durch das „Projekt 100“, welches die Mitarbeiter:innen bei der Optimierung ihres eigenen Arbeitsplatzes einbezieht und mit 100 Euro unterstützt.
Sie haben sich am Projekt KAFASAX beteiligt. Was war der Grund für Ihre Teilnahme? Wie sah die Teilnahme konkret aus?
Von November 2019 bis Juli 2020 beteiligten wir uns am KAFASAX-Projekt im Rahmen einer Mitarbeiterbefragung zum Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf mit dem Ziel, die gestiegenen Bedürfnisse unserer Beschäftigten abzufragen. Wir nahmen an der Testphase der KAFASAX-App teil, standen für verschiedene Befragungen zur Verfügung, die unter anderem eine Studentin der TU Chemnitz im Rahmen Ihrer Masterarbeit durchführte. Außerdem fand am 20. September 2019 in unserem Unternehmen ein Workshop zum Thema Gerechtigkeit statt.
Was konnten Sie aus der Beteiligung für sich und Ihre Mitarbeitenden mitnehmen? Welche positiven Rückschlüsse gibt es, was betrachten Sie als eher kritisch oder schwer umsetzbar?
Viele Dinge, die im Zusammenhang dieses Projektes zur Sprache gekommen sind, sind grundsätzlich für Norafin nichts Neues, sondern bereits etabliert. Vielmehr wurden wir durch die Teilnahme in unserem Handeln weiter bestärkt. Unsere am Projekt beteiligten Mitarbeiter:innen haben sich gut eingebracht und konnten ihren Nutzen daraus ziehen. Was für uns jedoch schwer umsetzbar ist, ist die Digitalisierung in Bereichen mit wenig technischen Kontakt.
Halten Sie die Vereinbarkeit von Beruf und Familie für ein Zukunftsthema, bspw. im Recruiting bzw. der Mitarbeiterbindung?
Kurz und knapp: Ja! Das ist wichtig. Wir möchten deshalb unsere interne Kommunikation weiter verbessern. Dazu werden wir diesen Bereich genau auf den Prüfstand stellen und anschließend optimieren.
Das Erzgebirge gilt als familienfreundlichste Region Deutschlands. Würden Sie das bekräftigen oder kritisieren?
Aus der Tradition heraus ist Vereinbarkeit von Familie und Beruf in der Region verhaftet. Hohe Erwerbsquoten von Frauen und Männern waren die Regel, nicht die Ausnahme. Dies spiegelt auch die aktuelle Lage in der Region wider. Die Beschäftigungsquote (Frauen und Männer) im Erzgebirge ist wesentlich höher als im deutschen Vergleich, selbst im Vergleich zu Sachsen ist diese Zahl besser. Betreuungsangebote und -zeiten sind in der Region auf einem hohen Niveau, was die Erwerbsmöglichkeit mit Familie ermöglicht. Ausreichend Betreuungsplätze in Kita und auch in der Pflege sind vorhanden.